#10 – „Tippsklave“ Projekt

Ein wenig bereue ich meine Entscheidung geschrieben zu haben, dass ich diese Woche noch was veröffentliche. Jedoch halte ich hiermit mein Wort! Mein ursprünglicher Plan war es am Freitag was zu schreiben, weil ich eigentlich nicht weggehen wollte. Als ich mich doch dazu entschlossen hatte zum Stammtisch zu gehen, wollte ich es schon am Donnerstag erledigt haben. (Ich war auf dem „Die Junge Wilde“ SMJG Alumni Stammtisch in Köln. Vielleicht wohnt ihr in der Nähe und wollt mal vorbeischauen? Hier der Link zur FetLife Gruppe.) Naja, ihr kennt mich, irgendwie mache ich am Ende eh was ich will.

Mit dieser Geschichte spule ich ein wenig zum Anfang der Sexchronik. Als ich diesen Blog gestartet hatte, hatte ich den ersten Monat überhaupt nichts veröffentlicht. Mit meiner Projektpartnerin Artemis am Start, wusste ich, dass es mir bisschen einfacher fallen wird, die Schreibroutine einzuhalten. Ich hatte mir trotzdem nicht wirklich getraut und als ich mit einem Freund von mir eine Nachts geskyped hatte, hat er mir vorgeschlagen, dass ich mir ja einen Tippsklaven zulegen könnte, der mir meine Texte eingibt.

Zu der Zeit war ich nur als Bottom aktiv und war mir nicht wirklich sicher ob ich dominant genug dafür wäre um als Top zu „spielen“. Was habe ich gelernt? Ich bin immer noch nicht dominant. Nur ein wenig sadistisch. Man sagt mir manchmal, dass ich ein gemeines Arschloch bin, aber ich weiß von nichts ;). Es war mitten in der Nacht, eher Richtung viel zu spät, aber wir mochten die Idee und haben noch den Text für die Anzeige zusammen verfasst. Ich muss ehrlich gestehen, die meisten Formulierungen sind von ihm. Damals wusste ich nicht wirklich, wie man bestimmend schreibt und war einfach viel zu nett. So ist die Anzeige entstanden!

Tippsklave gesucht!

Ich habe mich dazu entschlossen meine sexuellen Ausschweifungen zu dokumentieren und suche auf diesem Wege einen Tippsklaven. Er hat wöchentlich zum Diktat zu erscheinen.

Eine tadellose Orthographie und flinke Finger sollen selbstverständlich sein, weil ich mich nicht gerne wiederhole. Tippfehler werden bestraft. Ein Bestrafungswerkzeug hast du selbst mitzubringen und bei Ankunft unaufgefordert vorzulegen. Dies schützt dich nicht vor einer Bestrafung nach meinem Gusto. In der Bewerbung erwarte ich einen angemessenen (!!!) Vorschlag für deine Belohnung bei fehlerfreier Arbeit.

Dazu muss ich kurz erwähnen, dass aus diesem Projekt nichts geworden ist. Eigentlich wollte ich nur einen haben, damit ich regelmäßig schreibe, aber das hat sich dann erledigt, als ich herausgefunden hatte, dass ich mir umsonst Sorgen gemacht hatte. Bin da auch ein wenig verwundert, dass es mir nicht so schwer fällt. So wie heute. Ich hatte viel zu wenig geschlafen, war den halben Tag unterwegs und freue mich schon darauf die neueste Episode von „Violet Evergarden“ nachzuholen oder weiter „Gintama“ zu schauen. Jetzt verstehe ich, dass wenn man irgendwas/irgendwen wirklich liebt, das alles gar keine Arbeit ist. Ich hatte öfters meine Schlafstunden für die Sexchronik „geopfert“, aber es hat mir immer was gegeben. Nein, nicht die Reue am nächsten Tag.

„Selbst ist die Frau.“ ist einer meiner Lebenseinstellungen, also nehme ich gerne Dinge selber in die Hand. Bei den ganzen Putzsklaven da draußen, putze ich lieber selber meine Wohnung, obwohl ich diese Tätigkeit verachte. So ähnlich ist es mit dem Schreiben und auch anderen Dingen. „Warum sollte ich mir Zeit für jemanden nehmen, der es wahrscheinlich nicht so gut machen wird wie ich, statt es einfach schnell selber zu machen?“, denke ich mir dann. Ich müsste ihn dann ja erziehen… Außerdem habe ich herausgefunden, dass ich diese jammernden, extrem devoten „Sklaven“ nicht leiden kann. Bei den meisten habe ich eh das Gefühl, dass ihnen nur wichtig ist „irgendwen“ zu haben. Na gut, vielleicht sollte es auch so sein.

Da sich inzwischen ein paar vielversprechende Bewerber herauskristallisiert haben, werde ich den nächsten Schritt der Bewerbung einleiten. Bevor ich mich entscheide brauche ich ein paar Informationen.

Einmal die Woche musst du für ein paar stunden verfügbar sein und zu mir nach Düsseldorf fahren. Sag‘ mir welche Arbeitszeiten bei dir möglich sind. Ich suche was längerfristiges, also sei dir sicher ob du wirklich dazu bereit bist mir zu dienen.

Ich werde dich außerhalb der Sessions auf Augenhöhe und mit nötigem Respekt behandeln. Tabus werden ohne Widerrede von mir akzeptiert. Deine erste Aufgabe besteht daraus deine Antwort mit genau 216 Wörtern zu verfassen.

Nachdem ich ein paar Bewerber hatte, war es Zeit die Bewerbungsaufgabe zu verfassen. Das fiel mir nicht mehr so schwer. Ich hatte mir viele lustige und coole Dinge überlegt, die ich machen könnte, damit das Schreiben kinky und aufregend bleibt. Auf jeden Fall sollte mein Sklave nackt tippen und ich wollte ihn an meine Heizung ketten. Nach dem Umzug hier in meine jetzige Wohnung, musste ich meine Idee verwerfen, weil ich eine Fußbodenheizung habe. Naja, dafür habe ich jetzt Haken an der Wand. Das würde sicherlich auch funktionieren. Woche für Woche wollte ich dann neue Handicaps hinzufügen, damit mein Sklave nicht irgendwann vor Langeweile das Handtuch wirft.

Genau gesehen wollte ich keinen Sklaven, sondern einen süßen Sub, den ich bisschen quälen kann und den Bonus habe, dass meine Geschichten während der Zeit geschrieben wurden. Ich fand es auch total süß, dass die Bewerber sich Mühe gegeben hatten, die 216 Wörter einzuhalten. Es gab ein paar, die es geschafft hatten, aber die meisten hatten +-1/2 Wörter verfasst. Auch wenn es nichts geworden ist, hatte ich jedem einzelnem Bescheid gegeben und schätze es trotzdem, dass sie Interesse hatten, mir beim Schreiben zu helfen. Nach gedanklichem hin und her, hatte ich mich mit einer Person getroffen.

Ich war an dem Tag ziemlich fertig, weil ich das Wochenende einen richtigen BDSM-Absturz hatte. (Über den werde ich auf jeden Fall noch berichten.) Eigentlich hatte ich überlegt das Treffen abzusagen, aber ich dachte mir, dass es mich ablenken könnte von meinem Nervenzusammenbruch. Ich sollte IMMER auf meine Intuition hören, aber manchmal bin ich rebellisch. Es sollte ja nur ein kennenlernen Treffen sein, was sollte schon schief gehen… Der Abend war schön, neben der Tatsache, dass ich vor ihm geweint hatte. Das tue ich nicht oft vor anderen Menschen. Wir hatten uns gut verstanden und haben sogar Sextoys bestellt, die wir nutzen könnten.

Dann hatte er mich geküsst und wir hatten bisschen „rumgemacht“ und gekuschelt. Dazu gleich mehr.

Irgendwann hatten wir uns verabschiedet und uns für die folgende Woche verabschiedet um dieses „Projekt“ zu starten. Ich hatte mich gefreut und war voll motiviert. Paar Tage später kamen auch die Sextoys bei mir an und ich packte sie auf seinen Wunsch aus. Das klingt jetzt alles super, aber als immer mehr Tage vergingen, merkte ich, dass es mit ihm doch nicht das ist, was ich mir vorstelle. Vielleicht wurde ich da wieder klarer im Kopf, aber „SS“ hat mir sehr geholfen Klarheit zu schaffen. Irgendwann war es nur noch die Frage „wie“ ich es vermitteln soll.

Wow, ich fühlte mich so richtig schlecht und wusste natürlich auch, dass er sich total gefreut hatte. Ich fühlte mich, als hätte ich ihn verraten, indem ich keine Freude mehr empfand. Es war für mich nicht richtig alles über eine Whatsappnachricht zu beenden, also wartete ich bis zu unserem Treffen, um es persönlich zu tun. Tag X rückte immer näher und ich war so unglaublich nervös. Ich lief panisch durch meine Wohnung und wusste, dass ich gleich jemanden enttäuschen und verletzen muss. Das ist echt nicht mein Ding. Ich konnte es noch nie, deshalb hoffte ich immer, dass die andere Person Schluss macht, anstatt es selber zu tun.

Er kam fröhlich an und hatte sogar noch Sextoys gekauft gehabt. Es war so unglaublich schwer, aber ich beschloss stark zu sein und ihm zu sagen, dass ich nicht mit ihm BDSM ausleben möchte. Schließlich war es die einzig richtige Entscheidung. Es bringt ja nichts, wenn es sich für mich nicht richtig anfühlt. Ich versuchte ihm zu erklären, warum es nicht passt. Es war alles andere als schön. Nachdem er gegangen ist, war ich erstmal eine Weile total fertig und down. Ich weiß nicht, ob er das hier lesen wird, aber ich möchte kurz erwähnen, dass er als Person überhaupt nichts falsch gemacht hat. Unsere Interessen waren einfach nicht die selben.

Der Grund warum ich diese Geschichte erzähle ist, weil ich das Projekt total cool fand und durch diese Geschichte jede Menge über mich selbst gelernt habe. Vor allem, dass ich mir im Klaren sein muss, was ich von einem Menschen erwarte und das auch klar kommunizieren muss. Was wir an dem Abend hatten, war mir eigentlich schon viel zu nah. Ich wollte nicht wirklich dieses Vanilla-Pärchen-Geknutsche-Geskuschel haben. In einer normalen Situation hätte ich es direkt abgewiesen, aber wie gesagt, war ich da einfach nicht ich selbst. Deshalb hatte ich jemandem anderem wehtun müssen. Das hätte ich vermeiden können.

Regeln sind da um sie zu brechen, aber ich fand heraus, dass ich kein Interesse habe mit meinen Bottoms diese Art von Intimität zu haben. Ich kuschel‘ gerne im Rahmen von Aftercare (oder wenn mir danach ist) oder man kriegt von mir einen Kuss auf den Mund, aber dieses Pärchenzeug kann ich nicht bieten. Auch kein Geschlechtsverkehr. Dafür umso mehr Freundschaft und lustige Sessions (:
(Hier ist der Platzhalter für den Artikel, den ich irgendwann schreiben werde über mich als Top.)

Durch die Anzeige, hatte ich trotzdem ein paar Freunde gewinnen können. Ich hoffe ihr konntet was von meiner Geschichte mitnehmen und bis die Tage, vielleicht mit #2.7, Rigger sucht Muse oder mehr Shibarilog. Mal schauen was es wird (:

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Ein Gedanke zu “#10 – „Tippsklave“ Projekt

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