#20.1 – Die #metoo-Geschichte – Einführung

Als #metoo den Trend auf social Media gemacht hat, habe ich mich nicht angesprochen gefüht, dies der Welt mitteilen zu wollen. Es fühlte sich für mich an, als wäre es ein Trend geworden seine Pinnwände mit diesem Hashtag zu befüllen. Die traurige Realität sieht leider so aus, dass die Mehrheit so eine Geschichte zu erzählen haben. Sexismus ist ganz und gar nicht in Ordnung und ich hoffe das Betroffene einen sicheren Rahmen finden, um ihre Wunden heilen zu lassen und darüber offen reden zu können. Es ist einfach falsch die Grenzen eines Menschen ohne Erlaubnis zu übertreten. Für mich gilt inzwischen jedes ja das nicht konkret ausgesprochen wurde, als ein nein.

Auch ich wurde nicht mit sexuellen Belästigungen und Übergriffen verschont. Es wurde sogar so lang, dass ich das jetzt in zwei Teile aufgesplittet habe. In diesem Teil geht es eher milder zu, aber ich denke, dass es trotzdem erzählenswert ist. Es ist Schade, dass ich in einer Welt lebe, wo man als Frau irgenwo im Hinterkopf Angst hat Nachts allein unterwegs zu sein. Ich liebe Sommernächte und lege mich gerne mal zu nicht menschlichen Zeiten auf eine Liegeschaukel auf dem Spielplatz bei mir in der Nähe. Als ich letztens gemerkt habe, dass jemand hinter lief und sich mir näherte, ist mir mein Herz vor Panik fast aus dem Brustkorb gesprungen. Und das ist kein tolles Gefühl.

Männer in Clubs

Ich habe viele Situationen in Clubs mit meinen Freundinnen erlebt, wo Männer unglaublich aufdringlich waren. Meine Mädels haben sich meistens nicht getraut diese direkt abzulehnen. Sie haben versucht durch ein müdes Lächeln und eher nicht danke so freundlich anzudeuten, dass sie kein Interesse haben. Oft wurde es aber so interpretiert, dass es nur bedeutet, dass sie schüchtern sind und sich nicht trauen. Das endete manchmal damit, dass sie die halbe Nacht mit den Typen verbracht haben, weil sie einen Drink angenommen haben. Wenn ich jemanden Kacke fand, war ich irgendwo allein in der Ecke und habe für mich getanzt. Wenn meine Mädels mir sagten, dass sie keine Lust auf die Person haben, habe ich ihm direkt gesagt, dass er bitte weggehen soll und wir kein Interesse haben.

Als ich neu nach Düsseldorf gezogen bin, war ich tatsächlich ein paar mal wieder feiern, obwohl es inzwischen gar nicht mehr mein Ding ist. Die dummen Anmachsprüche, die Versuche dezent von hinten einen anzutanzen, kannte ich schon aus meiner vorherigen Partyphase. Meistens wurde man auch in Ruhe gelassen, wenn man deutlich gemacht hat, dass es nicht erwünscht ist. Düsseldorf war aber schon ein anderes Level. Ob es an der Altstadt, der Uhrzeit oder den assigen Clubs lag, kann ich euch gar nicht so genau sagen. Jedoch wurde ich noch nie so oft in meinem Leben an meinem Hintern angegrabscht oder an meiner Teile zu jemandem hingezogen worden. Manchmal hat man mich noch versucht zu überzeugen mit ihnen zu kommunizieren oder tanzen oder was auch immer.

Männer auf der Straße

Seitdem bin ich nie wieder ohne männliche Begleitung in diesen Clubs gewesen. Eigentlich meide ich die Altstadt am Wochenende komplett. Manchmal steht man nur an der U-Bahn Haltestelle und wird von sehr aufdringlichen Typen zugelabert, die nicht aufhören, auch wenn man deutlich nein sagt. Diese sind die nervigsten. Es kommen so fragen wie Warum nicht?! oder versuchen einen durch sehr klischeehafte Komplimente wie Du bist so hübsch. zu überreden mit ihnen etwas trinken zu gehen. Nein, danke.

Einmal bin ich Abends mit der U-Bahn nach Hause gefahren. Ich hatte meine Hand auf dieser Haltestange an der Tür um bald auszusteigen. Der Kerl streifte seine Hand an meiner, aber er entschuldigte sich. Ich nahm an, dass es ein Versehen war und dachte nicht weiter darüber nach. Außerdem hätte es echt sein können, da er am telefonieren war und einfach nicht aufgepasst hat. Ich stieg an meiner Haltestelle aus und er auch. Nach ein paar Schritten hat er mich an meinem Arm angefasst und versucht mit mir zu reden. Ich schob seine Hand zur Seite und bewegte mich von ihm weg. Er sagte mehrmals sorry und hat mir angedeutet, dass er es lassen wird.

An der Ampel fing er wieder an mich anzugraben und versuchte mich an sich zu ziehen. Ich weiß gar nicht mehr, was er genau gesagt hat, aber ich wurde panisch und sagte, dass er soll mich in Ruhe lassen soll. Dass ich nicht von ihm angefasst werden möchte und auch nicht mit ihm reden möchte. Er tat es wieder und als wir die Straße überquert hatten, bin ich ganz aufgeregt zu so einer Gruppe Jungs gegangen, die vor der Bar standen und fragte sie, ob ich mich zu den hinstellen kann, weil ich belästigt werde. Diese waren sehr freundlich und haben mich auch gefragt, ob sie was für mich tun können und ob ich ein Bier möchte. (Es war gerade Karneval.)

Ich meinte nur, dass ich gleich paar Häuser weiter wohne und nur ein wenig warten möchte, bis dieser Kerl aus meiner Sichtweite verschwindet. Wir unterhielten uns etwa fünf Minuten und ich bin dann nach Hause gegangen. Ich war noch recht ängstlich und panisch und versuchte zu realisieren, was da gerade eigentlich passiert ist. Als ich mich ein wenig zusammengerissen habe, schrieb ich ein paar enge Freunde von mir an und erzählte denen, was ich gerade erleben musste. Der beste Tipp war für mich, dass ich in solchen Situation sehr laut anfangen soll zu schreien. Weil der andere erstmal schockiert ist und man eine kurze Zeitperiode hat und etwas zu unternehmen. In manchen Fällen schreckt es die Täter ab.

Fazit: Es gab eine Zeit, in der ich mich unbesiegbar gefühlt habe. Ich dachte aus welchem Grund auch immer, dass egal was auch immer passieren sollte, ich mich wehren könnte. Ein Kick in die Eier oder ein blutiger Biss, irgednwas werde ich schon machen können um den Täter in die Knie zu zwingen. Nachdem ich Erfahrungen gesammelt habe in Richtung consensual non-consent und Playfights, ist mir klar geworden, dass ich verdammt schwach bin. Klar, wird man in echten Gefahrensituationen wahrscheinlich mehr Energieschübe durch Angst und Adrenalin bekommen, aber verdammt; ich muss mir eingestehen, dass ich so gar und gar nicht unbesiegbar bin.

Im nächsten Teil geht es mir der eigentlichen Geschichte weiter! Bis bald.

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