Shibarilog #5 – Anfängergruppe – Fushicho Shibari

Vorab möchte ich erwähnen, dass mich keiner bezahlt oder gebeten hat diesen Eintrag zu schreiben, Außerdem werde ich weniger über Lernmodule oder Patterns schreiben, sondern über meine Gefühle und Dinge, die mich bewegt haben. Wer mehr über die formellen Dinge erfahren möchte, kann sich gerne auf http://fushicho.de belesen.

Abschiedsgechenk <3

Als erstes möchte ich mich bei unseren Instruktoren Lecia und Jörg bedanken, dass sie mich auf meinem Weg begleitet haben. Sie haben mir (und vielen anderen) jede Menge gelehrt. Dankeschön, dass ihr uns an euren Emotionen teilhaben lassen habt. Es war immer wieder herzerwärmend euch zuzuschauen und mitfühlen zu dürfen. Als nächstes möchte ich mich bei Marie, meiner Partnerin bedanken. Danke für die wundervollen Momente, deine Geduld und Vertrauen. Außerdem war die Gruppendynamik sehr angenehm (:

Ich verliebte mich anfangs in Shibari aus ästhetischen Gründen, interessierte mich hauptsächlich für die tollen Bilder und fing an Patterns zu lernen. Es fiel mir nicht schwer diese zu memorisieren, aber ich habe sehr schnell angefangen Langeweile zu empfinden. Je mehr emotionale Erfahrungen ich als Modell gemacht habe, desto mehr ist mir klar geworden, dass mir „nur“ Schönheit nicht mehr reicht. Ich war sehr unsicher wo und wie ich auch Emotionen in meine Seile einfließen lassen könnte. Über dieses Thema hatte ich mich ab und zu mit anderen Anfängern unterhalten und die einzige Antwort, die ich bekam war, dass es von selbst kommt, sobald ich erfahrener bin.

Ehrlich gesagt war ich nicht so zufrieden, aber was sollte ich tun?! Ich hörte schon, dass Fushicho die Anfängergruppe anbietet und es auch was wäre, was ich mit hätte leisten können im Vergleich zu anderen Dingen, die so in der Umgebung angeboten werden. Das Problem war nur, dass es einfach niemanden gab, dem ich vertraut hätte, dass er/sie ein halbes Jahr mit mir durchzieht. Eines Abends wurden Marie und ich uns einander vorgestellt und wir beschlossen ziemlich impulsiv das alles zu buchen, weil wir auch Angst hatten, dass keine Plätze mehr frei sein werden. Marie und ich kannten uns gar nicht. Wir hatten uns mal ganz kurz „Hallo“ auf dem BTR gesagt.

Innerhalb von zwei Tagen war alles bezahlt und wir hatten mal miteinander telefoniert und uns bei ihr zum Kennenlernen verabredet. Zum Glück lief alles gut, denn wir haben uns gut verstanden und auch bisschen miteinander gefesselt. Marie hat sogar ihre Arbeitszeiten runtergeschraubt, damit sie es zeitlich hinbekommt. Ich hatte mir auf der Arbeit irgendeine Ausrede einfallen lassen, warum ich Donnerstags immer früher gehen muss. Jetzt zehn Treffen später kann ich euch sagen, dass wir das richtig gut gemanaged bekommen haben. Wir haben kein einziges Treffen verpasst und wir waren auch nie zu spät :P. Was üben anging hat es eher weniger als mehr geklappt. Zumindest haben wir es geschafft ein Wochenende zu widmen um eine gemütliche TK zusammen herauszuarbeiten.

Zwischen Marie und mir gab es auch Höhen und Tiefen. Größere Reibungen gab es nicht, aber manchmal waren die Unsicherheiten stärker als wir. Ich hatte nicht richtig kommuniziert, dass ich gerne üben möchte und dadurch war sie sich unsicher ob und wie ernst es für mich ist. Am Ende haben wir uns ausgesprochen und die restliche Zeit lief sehr harmonisch. Wir haben uns auch nach jedem Treffen ausführlich darüber unterhalten, was wir als Erfolg angesehen haben, welche Wünsche wir haben und was nicht so gut lief. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sie immer ehrlich Kritik und Lob an mich geäußert hat. Es ist schön wie wir uns zusammen entwickelt haben. Sie wird immer einen wichtigen Platz in meinem Herzen haben.

Es war eine spannende Reise. Die ersten Unterrichtseinheiten waren sehr harte Herausforderungen für mich. Ich wurde direkt mit den Themen konfrontiert mit den ich mich so schwer getan hatte. Körperkontakt und Emotionen. Gefühlt fiel es allen Menschen in der Gruppe leicht emotional zu fesseln. Es war unglaublich frustrierend für mich, aber ich wusste, dass ich diese Wand irgendwie überwinden muss/möchte. Was mir letztendlich geholfen hat war, dass mir gezeigt worden ist, dass Menschen nicht so zerbrechlich sind und ich sie schon ruhig mit meinem Körpergewicht belasten kann. Ab da war es eher ein „einfach tun“ und darauf vertrauen, dass mein Gegenüber mir sagt, wenn irgendwas nicht passt.

Als wir wieder bei Patterns angekommen sind, war ich bisschen wieder an dem Punkt, wo ich am Anfang war. Das langweilige Üben und als es in Richtung Luft ging der Schwerpunkt auf Perfektion, Schnelligkeit und absolute Konzentration. Es war für mich schon eine Art Leistungsdruck. Nicht, weil ich mich mit anderen Vergleiche, sondern weil ich für mich und vor allem für Marie sicher fesseln möchte. Ich weiß aber auch, dass man irgendwann so gut sein kann, dass man mehr Raum für seine Gefühle haben wird. Ich werde auch weiterhin Suspensions üben, weil ich weiß, dass es wichtig ist Tsuris zu beherrschen und sicher und schnell fesseln zu können. Um dieses „Strickte“ zu überwinden, fessele ich privat eher viel Floorwork und Freestyle.

Ich erinnere mich daran wie schwer es mir fiel diesen einen Half-monoblock zu fesseln und wie sehr es mich frustriert hatte. In der Zeit habe ich angefangen viel zu visualisieren und als ich dieses Ding auf den ersten Versuch hinbekommen hatte, war ich soooo stolz auf mich. Außerdem hatte ich anfangs unglaublich viele Probleme damit, dass Marie größer ist als ich, aber ich glaube es ist ganz gut, dass ich mich damit befasst habe. Denn es ist echt nicht so schwer größer als ich zu sein. Und ich habe herausgefunden, dass ich es nicht mag Armföten zu fesseln. So wie ich Hip-Harnesses total unerotisch finde, zumindest den Fesselprozess.

Dafür waren die Erfolgsmomente umso besser. Das Gefühl aus sich rauszuwachsen, Schritt für Schritt besser zu werden, etwas zu kreieren, intime Momente mit anderen Menschen zu teilen. Ich bin sehr stolz auf meine Entwicklung und Shibari wird weiterhin meine Muse und Tempel bleiben. Den Aufbaukurs werden Marie und ich irgendwann nächstes Jahr/ bei der nächsten Gelegenheit zusammen machen. Bis dahin werde ich nach anderen Inspirationen Ausschau halten um irgendwann mein „eigenes Ding“ zu finden. Ich habe gemerkt, dass ich gerne selbst mein Hirn nutzen möchte um Bilder und Momente zu kreieren. Deshalb mag ich diese Übungen, wo man eigenen Raum zur Interpretation hat.

Das letzte halbe Jahr war turbulent. Ich war oft völlig erschöpft, manchmal hatte ich auch keine Lust zu fesseln oder mein Kopf war schon fast zu voll um neuen Input aufzunehmen. Jedoch hat die Seilgruppe mir in der Zeit ein wenig Struktur ins Leben gebracht und hatte jedes Mal Vorfreude auf das nächste Treffen.. Ich denke ohne das alles, hätte ich nicht so eine Entwicklung machen können. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Ja, Wünsche gehen in Erfüllung <3.

Zum Schluss ein paar Eindrücke in Form von Bildern (:

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