Kurzroman #1.3 – Rigger sucht Muse – Das Ende

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Sherry’s Frage hat mich für einen kurzen Moment erstarren lassen. Obwohl mein Körper nach außen unfähig war eine Reaktion zu zeigen, in meinem Innerem passierte so viel. Ich wollte sie beschützen und sie aufrichtig lieben. Nur war ich nicht sicher ob genug Mut habe um es zu versuchen. Oder ob ich überhaupt in der Lage bin. Ich kenne nur die Liebe zu Leyla und die hat sie unglücklich gemacht. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, fragte ich mich. Schließlich wusste ich, dass sie nicht mehr viel Zeit in diesem Leben hatte. Ich wollte sie küssen, so sehr.

Ihre grauen Augen waren bezaubernd, ich verlor mich regelrecht darin. Ich näherte mich ihrem Gesicht. Sherry schloss ihre Augen und lächelte. Ich küsste sie auf ihre Stirn, nahm sie in meinen Arm und flüsterte ihr ins Ohr: „Darf ich an deiner Seite bleiben?“

„Ja, lass‘ uns von den Ketten lösen und frei sein.“; sagte sie.

Wir lagen noch bis tief in die Nacht auf der Wiese, sie in meinem Arm. Es fühlte sich an, als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen. Ich konnte so sein wie ich bin, ohne, dass ich Angst haben musste, dass sie mich dafür verachtet. Auch das „nicht reden“ war mit Sherry perfekt. Zwischendurch blickten wir uns nur gegenseitig in die Augen und genossen den Moment. Mein Herz schlägt immer noch wie verrückt, wenn ich an sie denke. Sie war mein Licht und meine Rettung und ich hoffte, dass ich es auch für sie sein könnte.

Unser erster Kuss war unbeschreiblich. Vom Wind umarmt und den Sternen erleuchtet. Wie in einem Traum, von dem man denkt, er könnte niemals in Erfüllung gehen. Als ich bemerkte, dass sie müde wurde, lud ich sie in meine Hütte ein. Dort angekommen, zog sie sich aus und bat mich das selbe zu tun. Ich zögerte, aber hatte es dann doch getan. „Ich möchte dich spüren.“, sagte Sherry mit ihrer zarten Stimme. Sie kam auf mich zu und umarmte mich ganz fest. Wir legten uns im Anschluss ins Bett, eng umschlungen.

Ich streichelte ihr durchs Haar, wir küssen uns. Danach fange ich an ihren Körper mit leichten Berührungen zu erkunden. Nach einer Weile werde ich gieriger und meine Lippen gleiten überall hin. Ihre Haut fühlte sich weich an und sie roch unglaublich gut. Kein Parfüm dieser Welt könnte ihren Geruch übertreffen. Als ich an ihren Nippeln küsse und sauge, stöhnt sie leise auf. Wow. Ich wollte mehr davon. Viel mehr. Ich bewege mich Richtung Vagina und genieße erstmal den schönen Anblick, bevor ich anfange sie dort zu lecken. Sie schmeckte so gut und ihr Stöhnen war meine Droge. Sie war meine Droge und ich wollte ihre sein.

Sherry zuckte und stöhnte laut auf. Ich rückte wieder nach oben umarmte und küsste sie. Danach steckte ich ihr langsam einen Finger, dann den zweiten in ihre Vagina und fingerte sie. Sie war unglaublich feucht und es schien ihr zu gefallen. Nach einer Weile bekommt sie ihren nächsten Orgasmus. Ich kann mich nicht mehr zurückhalten und führe meinen Schwanz in sie rein. Es war so warm und feucht, ich fühlte mich wie im Himmel. Ich stieß erst ganz langsam und steigerte nach und nach die Intensität. Bis wir beide zum Höhepunkt kamen. Mir war gar nicht mehr bewusst wie schön Sex sein kann.

Ich hatte keinen einzigen Gedanken daran verloren Sherry wehtun zu wollen. Sie war in meinen Augen so zerbrechlich, dass ich sie vor allem Bösen beschützen wollte. Ich wollte nichts mehr, als Sherry glücklich zu machen und bei ihr zu sein. Außerdem wollte ich ihren Wunsch erfüllen. Sie fliegen zu lassen. Ich fragte sie, ob sie jemals was von Shibari gehört hatte. Sie verneinte. Ich erklärte ihr alle wichtigen Informationen, zeigte ihr Bilder und fragte sie ob, sie die Erfahrung machen möchte. Sherry war von der Idee begeistert und meinte, wir sollten schlafen gehen, damit „morgen“ schneller ist. Ich fragte mich immer wieder, wie sie noch so unschuldig sein konnte, nach allem was ihr alles widerfahren ist.

Am nächsten Tag packte ich meine Seile und Zubehör ein, weil wir uns geeinigt hatten, so viel Zeit wie nur möglich, in der Natur zu verbringen. Wir machten uns auf den Weg in den Wald, davor kauften wir noch Essen für den Tag ein. Als wir ein schönes Plätzchen gefunden hatten, breitete ich eine Decke aus und wir frühstückten zusammen. Wann war wohl das letzte Mal, dass ich eine Mahlzeit so unbeschwert unter dem Himmel zu mir eingenommen hatte? Mir wurde bewusst, dass ich mich verloren hatte, weil ich vergessen hatte mir Zeit für Erholung und schöne Dinge zu nehmen.

Wir unterhielten uns eine Weile, bis ich anfing sie in meine Seile zu nehmen. Ich binde hinten ihre Arme zusammen und gleite ganz langsam und vorsichtig über Sherry’s Oberkörper und frage sie ob sie sich gut dabei fühlt. „Mache dir nicht so viele Sorgen, ich sage dir Bescheid, wenn ich mich komisch fühle oder etwas nicht mag.“, antwortet sie. Nach und nach verschnürte ich sie. Ich halte ihren Körper so nah an mich wie es nur möglich ist und wir erleben eine Menge intensive Momente miteinander. Auch fliegen ließ ich sie und der Anblick war schöner als alles was ich mir vorher erträumt hätte können. Sie sah so friedlich aus.

Die Tage mit Sherry vergingen wie im Flug. Es war erfüllend, intim und befreiend zugleich. Ich hatte das Gefühl wieder lebendig zu sein und entdeckte neue Kreativität und Freude am fesseln. Es kam mir so vor, als wäre ich von meinen Tiefen auferstanden und mich neu entdecken würde. Sherry öffnete mir Türen zu einer Welt, die ich nicht kannte. Ich finde keine Worte um zu beschreiben, wie viel sie mir bedeutet.

Mit der Zeit verschlechterte sich ihr Zustand, bis an den Punkt, wo sie keine Energie mehr hatte um aus dem Bett zu kommen. Ich fragte sie des Öfteren, ob ich mit ihr zum Arzt gehen sollte, aber das wollte sie nicht. „Ich weiß, dass ich egoistisch bin, aber ich wünsche mir nur, dass du mich begleitest.“, sagt sie leise. Es war für mich unmöglich ihren letzten Wunsch auszuschlagen, also verbrachte ich die restliche Zeit mit ihr im Bett. Mein Herz zerbrach immer ein Stück mehr, je schwächer sie wurde. Trotzdem wollte ich stark für sie sein, auch wenn es sich so anfühlte, als würde ich auch bald sterben.

Eines morgens sagte mir Sherry, dass sie gerne an die Klippe möchte, an der wir uns das erste Mal trafen. Auch wenn sie es nicht ausgesprochen hatte, sagte mir mein Gefühl, dass es heute soweit sein würde. Ich half ihr sich anzuziehen und trug sie in meinen Armen zum Zielort. Sie wog kaum noch was und sah auch sehr schwach aus, aber für mich war sie trotzdem die schönste. Als wir dort ankamen, legten wir uns auf die Wiese. Wie bei unserem ersten Treffen.

Sherry hatte ihr Lächeln immer noch nicht verloren. Ich erzählte ihr ein Märchen über einen Hasen und dem bösen Hexer, der den Hasen jagt um einen speziellen Trank herzustellen, der ihm ewiges Leben beschert. Ich hasste es, dass man mir Sherry wegnehmen wollte und ganz viele negative Gedanken breiteten sich in meinem Kopf aus. Alles was ich wollte war es sie für immer bei mir zu behalten.

„Tim, es ist für mich nicht einfacher. Ich bin trotzdem dankbar dafür, dass das Leben mir dich geschenkt hatte. Lass‘ uns nicht traurig sein.“, flüstert sie mir ins Ohr und streichelt ganz sanft meine Wangen. Was sie von mir verlangte war ein Ding der Unmöglichkeit. Ich konnte die ganze Trauer nicht mehr zurückhalten und meine Tränen flossen unkontrollierbar durch mein Gesicht. „Sherry, du bist meine Muse.“, sagte ich verheult und hielt ihre Hand. Ich weiß gar nicht mehr wie lange wir da lagen und wie viel ich geweint hatte. Sherry weinte nie, aber ich konnte spüren, dass sie genau so viel Angst hatte wie ich.

Sie schloss ihre Augen und das letzte was ich von ihr hörte war ein leises „Danke, Tim. Ich…“.

Das war unsere Geschichte. Es tut weh und ich vermisse sie jeden Tag aufs neue. Jedoch habe ich nicht mehr vor nur ein Haufen Elend zu bleiben. Ich möchte stark sein, wie sie es war und ihre Geschichte erzählen. Sie inspirierte mich auf allen Ebenen und sah das Gute in mir. Ich machte mir so viele Sorgen darüber, ob ich ihr gerecht werden kann und habe erkannt, dass ich zu so viel mehr fähig bin, als ich gedacht hätte. Sherry in ihren letzten Momenten zu begleiten war die schwierigste Aufgabe, die ich bisher in meinem Leben bewältigt habe. Diese Erfahrung hat mich bereichert und auch geprägt. Sie hinterließ mir einen Brief.

„Liebster Tim,

wenn du das liest, bin ich nicht mehr bei dir. Ich hätte mir so viel mehr Zeit mit dir gewünscht. Du hast mir so vieles geschenkt und ich vertraue dir wie keinem anderen. Deshalb bin ich mir sicher, dass du mich bis zum Ende begleiten wirst. Ich weiß auch, dass es nicht fair von mir ist das von dir zu verlangen, aber ich konnte mir nicht vorstellen mit jemandem anderes als mit dir mein restliches Leben zu verbringen.

Als sich mein Zustand verschlechtert hatte, entschloss ich mich diesen Brief zu schreiben, um dir zu sagen, wie dankbar ich bin, dich an meiner Seite zu haben. Ich wusste bis ich dir begegnet bin nicht, wie schön Nähe sein kann. Danke, dass meine Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Danke dafür, dass ich fliegen durfte. Danke, dass du mir gezeigt hast, dass Sex nicht nur gewalttätig und schmerzhaft sein muss. Dass ein Kuss mehr aussagen kann als tausende Worte. 

Ich konnte nur stark sein, weil ich mich in deinen Armen sicher gefühlt hatte. Dank dir fühlte sich mein Leben lebenswert an. Es machte mich glücklich zu spüren, dass ich auch jemandem viel bedeuten kann. Denn du bist meine Welt. Mein sicherer Hafen. Mein Seelenverwandter. Ich bin mir sicher, dass du wieder auf den richtigen Weg kommst und das findest, wonach du suchst. Danke, dass ich ein Teil von dir sein darf.“

…auf Wiedersehen, Sherry

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Mit diesem Teil hatte ich die meisten Schwierigkeiten. Nicht weil ich nicht wusste wie die Geschichte weiter gehen sollte, sondern weil meine Gedanken total vom Alltag abgelenkt waren. Zum Glück nähert sich der Frühling! Paar Minuten Fußweg entfernt, hatte ich letztens einen Spielplatz gesichtet und entschloss mich vorhin vorbei zu schauen. Schon damals in Nürnberg verbrachte ich viele Abende auf einem Spielplatz, der in der Nähe der Wg war. Ich liebe schaukeln und ich liebe auch diese großen „Körbe“, wo man sich reinlegen kann. Glücklicherweise ist beides auf dem Spielplatz hier vorhanden. Yay!

Natürlich legte ich mich hin und wollte eigentlich weiter an dieser Geschichte schreiben. Am Ende habe ich mich dafür entschieden, einfach nur meine Gedanken schweifen zu lassen, Musik zu hören und mitzusingen. Es war schön für mich zu sein und in den Himmel zu starren. Ich sichtete ein Flugzeug und dachte darüber nach wie groß die Welt doch ist und wie winzig meine Probleme dagegen sind. Manche würden meinen, dass es nicht so gut ist, wenn man sich oder die Sorgen klein macht, aber es beruhigt mich, wenn ich weiß, dass es noch so viel anderes gibt. So wie man die kleinen schönen Dinge im Leben genießen kann, kann man die negativen auch zu sehr aufwiegen.

Wow, ich habe meinen ersten Kurzroman geschrieben. Der 3. Teil hier war ziemlich hart für mich zu schreiben. Über Romantik und Kitsch zu schreiben befindet sich nicht in meiner Komfortzone. Ich scheine nach außen taff zu sein, aber Liebe ist meine Schwachstelle. Liebe ist meine größte Sehnsucht. Es ist sehr schwer für mich es zu beschreiben, da ich keine Ahnung habe, wie sich richtige Liebe anfühlt. Deshalb beinhaltet die Geschichte so viele „kaputte“ Seelen. Vielleicht, weil meine Selbstwahrnehmung so ist. (Am Ende ist mir aufgefallen, dass ich das Wort Liebe kein einziges Mal in der Geschichte genutzt habe.)

Mit der Fokussierung auf das jetzt und ohne viele Details, versuche eher zu empfinden. Ich denke viele Dinge verlieren ihren Charm, wenn man sich zu sehr auf die Beschreibung fokusiert. Öfters gibt es keine Erklärungen warum Dinge passieren wie sie passieren, sondern manchmal entwickeln sich Dinge so schnell, dass es schon wieder fast absurd ist. Ich mag nicht von abgeflachten Gefühlen schreiben. Ich mag es, wenn Menschen stark für einander empfinden und das zeigen, ohne, dass man sich sorgt, dass es komisch ist, weil man sich erst x Stunden kennt. Ich wünschte, es wäre einfacher Gefühlen freien Lauf zu lassen, ohne von anderen absichtlich verletzt zu werden. (Thema Wegwerfgesellschaft.)

Die Geschichte erzählt von meinen Gefühlen der Hoffnungslosigkeit, Zerstörung, Sehnsucht und meiner Suche nach „echter“ Liebe. Sie zeigt mir, dass auch schöne Dinge ein Ende haben und die Welt sich danach weiter dreht. Ich versuche mir klar zu machen, dass schöne Momente wichtiger sind, als das was danach kommen mag. Weil man die Zukunft nicht sehen kann, jedoch die Macht hat den Moment zu gestalten. Denn alle Erfahrungen sind ein Teil von uns und wenn wir keine machen, können wir uns auch nicht weiterentwickeln. Ich möchte mich selbst dazu motivieren, meine Ängste über Bord zu werfen und Dinge zu tun, die mich erfüllen. Manchmal frage ich mich wie weit ich kommen würde, wenn ich mich vom Gefühl leiten lassen würde, anstatt viel zu viel den Kopf einzusetzen.

Mir diesen Gedanken verabschiede ich mich für heute und hoffe, dass euch meine Geschichte gefallen hat (:

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Ps. : Ich habe tatsächlich geweint, als Sherry starb. Und es ging tatsächlich wenig darum, dass er ein Rigger ist, aber naja, ich mag den Titel. Meine Stichworte für die Geschichte waren Seile, fliegen und Romanze.

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