Nachdem ich heute diesen TedTalk geschaut habe, werde ich auch mal meine Gedanken zu diesem Thema loswerden. Wer das Video nicht schauen möchte, dem fasse ich es in ein paar Worten zusammen. Es geht darum, dass es beim Sex zwischen heterosexuellen Männern und Frauen eine ziemliche Ungleichberechtigung herrscht. Wir wachsen damit auf, dass es normal ist, dass ein Mann bei Penetration einen Orgasmus bekommt oder dass Frauen deutlich seltener oral befriedigt werden als Männer. Klar sind es alles nur Statistiken, aber meinen Erfahrungen nach ist es schon gängig, dass Männer egoistischer sind als Frauen und Frauen sich nicht trauen Dinge zu wünschen, die ihnen genau so zustehen.

Ich persönlich muss mich auch noch von diesen komischen Gedanken lösen. Lange Zeit dachte ich ein Blowjob muss dazu gehören, wenn ich eine gute Liebhaberin sein möchte oder dass ich den Mann befriedigen muss, ich ansonsten „versagt“ habe. Ob er es für mich dann auch tut, war kein Thema mit dem ich mich beschäftigt habe. Es sollte eigentlich nicht so sein, aber es fühlt sich immer noch wie ein Highlight für mich, wenn ein Mann mich richtig verwöhnt. Ich sage nicht, dass es jemals selbstverständlich werden sollte, aber ich empfinde öfters immer noch ein schlechtes Gewissen, wenn ich merke, dass Man(n) sich unglaublich viel Mühe gibt. Am meisten wenn ich Bottom bin und „nur“ meinen Körper hinhalte, damit mein Gegenpart sich nehmen kann, was er möchte.

Es ist fühlt sich immer noch nicht sehr natürlich an, aber ich bin auf einem guten Weg. Ich muss lernen, dass man mir Bescheid gibt, wenn ich was gutes für sie tun kann. (Was natürlich nichts damit zu tun hat, dass ich im Allgemeinem gerne meinen Gegenüber verwöhnen möchte.) Das alte Vertrauensproblem. „CR“ erzählt mir öfters, dass er schlechtes gewissen hat, wenn ich als Top die ganze Arbeit tue und ich vergewissere ihm jedesmal, dass ich es tue, weil ich es gerne mache. Natürlich auch für ihn, aber auch, weil es mich glücklich macht. Wahrscheinlich denken meine Tops genau so. Ich glaube nicht, dass sie es machen würden, wenn es den nichts geben würde. Hachja, ich bin manchmal so ein unsicherer Mensch.

Ich habe mich nie als Feministin bezeichnet, da es auch nur einer der Label ist, aber am Ende kämpfe ich schon um Gleichberechtigung. Geschlecht sollte gar kein Grund sein um jemanden anders zu behandeln oder sogar zu diskriminieren. Irgendwo sind wir Frauen selbst Schuld, wenn wir nicht egoistisch genug sind. Es klingt alles so einfach. Ist es nicht. Das kenne ich aus Erfahrung. Wie oft habe ich schon nicht meine Wünsche geäußert oder gesagt, dass ich immer noch unbefriedigt bin? Ich bin nicht stolz darauf, aber in den Momenten fühlte es sich nicht richtig an was zu sagen. Wahrscheinlich war es erst letztens das erste Mal, dass ich zu jemandem direkt gesagt habe, dass ich total notgeil bin und sofort ficken muss.

So oft habe auf die Frage ob ich Wünsche habe mit „nein“ geantwortet und verdammt nochmal gelogen. Ich wollte noch mehr Küsse, ficken, noch mehr Schmerzen empfangen und noch länger gefingert werden. Ich bin da total unsicher wie viel man sich wünschen darf? Wann ist es noch normal, ab wann ist man ein Egoist? Und ist es komisch sich aus dem nichts Sex zu wünschen? Es ist dann irgendwie so eine Art Dienstleistung oder? So viele Fragen auf die ich noch keine Antwort kenne. Was denkt ihr denn? Wahrscheinlich gibt es da keine klare Antwort, da zwischen zwei Menschen immer unterschiedliche Dynamik herrscht, aber manchmal wünsche ich mir eine kleine Einleitung um Sicherheit zu gewinnen.

Ich bin mir sicher, dass auch andersrum Ungerechtigkeit herrscht, deshalb denke ich, dass Kommunikation wichtig ist. Vor allem, dass man über den Schatten springt und auch wirklich seine Wünsche äußert. Das gilt für beide Geschlechter. Ich stehe kurz von einem Gespräch mit meinem „FB„, wo ich aus meiner Komfortzone rauskommen möchte um ihm Dinge zu sagen, die ich mich nie getraut hatte zu sagen. Ich denke er hat auch das eine oder andere Thema, dass er mit mir besprechen möchte. Es wird sich sicherlich total gut anfühlen, wenn ich es hinter mir habe. Und der Sex wird bestimmt unglaublich sein (:

Eigentlich habe ich gar nicht viel zu sagen, außer, dass wir ehrlicher, emphatischer und emotionaler mit anderen Menschen Verbindungen aufbauen sollten.