totd #29 – Asexualität-Spektrum

Wer meine Texte verfolgt, hat vielleicht schon gelesen, dass ich den Begriff Demisexualität als am meisten „passend“ finde um meine sexuelle Orientierung zu labeln. Jedoch, meiner Erfahrung nach, fühle ich mich die meiste Zeit asexuell. Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich mit diesem Thema befasse. Inzwischen fällt es mir nicht mehr schwer Menschen zu sagen, dass es bei mir „anders“ ist. Heute möchte ich für meinen eigenen seelischen Frieden darüber schreiben wie ich Sexualität empfinde oder eben nicht empfinde. Hauptsächlich möchte ich endlich akzeptieren, dass es okay ist wie ich bin und mich nicht oft komisch fühlen muss.

An sich hatte ich nie richtiges Interesse an Sex. Lasst es mich anders formulieren. Ich hatte mir nie selbst vorgestellt Sex mit jemandem haben zu wollen. Sexualität war für mich rein als Thema recht interessant. Ich wollte schon gerne wissen, wie es aussieht, wenn Menschen Sex haben. Deswegen fand ich es auch mega cool mit meinen Jungs Pornos zu schauen. Man wächst in einer Gesellschaft auf, wo Menschen darüber reden wie heiß die jemanden finden und sie deshalb jemanden flachlegen wollen. Das hatte ich nie wirklich verstanden.

Es passierte mir letztes Wochenende, dass ich jemanden unglaublich attraktiv fand und ich auch sehr „heiß“ auf die Person bin. Wir hatten keinen Sex und es war mir egal. Ich möchte tatsächlich gerne mit der Person welchen haben, aber eher aus Neugier. Wenn die Person mir sagen würde, dass sie niemals mit mir Sex haben wollen würde, dann wäre es für ich auch in Ordnung. Ich weiß nicht wie andere Menschen fühlen, aber ich rationalisiere es sehr, wenn es darum geht penetrativen Sex zu haben. Es ist für mich ein „Plan“. Ich entscheide meistens recht früh ob ich überhaupt Interesse daran habe mit einer Person zu vögeln.

Viele meiner Dates endeten ohne penetrativen Sex. Ich denke die meisten merken, dass ich nicht diesen Trieb habe. Und weil ich den nicht habe, mache ich auch nicht wirklich den Schritt, der dazu führen könnte. Ich könnte stundenlang nackt neben jemandem liegen, geil sein, aber trotzdem keinen Sex haben müssen. Das bereitete mir immer ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht wollte, dass mein Gegenüber sich nicht attraktiv oder begehrt fühlt. Dabei hat es für mich nichts damit zu tun. Seit ich polyamor lebe und akzeptiert habe, dass ich nicht perfekt bin und nicht sein muss; ist es einfacher geworden.

Ich mag Sex. So wie ich gutes Essen mag. Es ist für mich das selbe. Manchmal denke ich mir, dass ich mir was super leckeres koche und freue mich daran. Es schmeckt toll! Aber an den normalen Tagen, bin ich einfach froh, wenn ich was zum Essen habe, was mich satt macht und nicht eklig ist. Klar, Essen brauche ich um zu überleben, aber richtig geiles Essen nicht wirklich. Ab und zu habe ich Lust auf Sex, denke darüber nach und frage meinen F+, ob er Zeit hat. Jedoch wache ich nicht eines morgens auf und denke mir, dass ich mir jetzt sofort was zum ficken holen möchte.

In meinen monogamen Beziehungen hatte ich viel Sex, weil ich glaubte, dass es sich so gehört und ich damit meine Liebe für die Person ausdrücken kann. Sonst hat es mir nicht viel gegeben. Ich war immer auf der Suche nach diesem Gefühl, wie andere Sex immer beschrieben haben. Als die schönste Nebensache der Welt. Ich fühlte mich anders, weil ich es nie so sehen konnte. Es war irgendwie schön und alles, aber ich kann immer wieder darauf verzichten. Immer wenn ich Single war hat mich das Thema Asexualität beschäftigt. Ich hatte einfach ein, zwei Jahre keinen Sex und es juckte mich nicht ansatzweise.

Es gibt auch diese eine Frage auf OkC: „Auf was würdest du verzichten, wenn es dich keiner weise beschränken würde?“ Man konnte zwischen Schlaf und Sex wählen. Für mich ist die klare Antwort Schlaf. Auch wenn ich nie wieder schlafen müsste, würde ich es trotzdem gerne tun. Aber ohne Sex geht voll in Ordnung, auch wenn es für immer und ewig so sein sollte. Wer mich aber kennt oder schon Mal Sex mit mir hatte, weiß, dass ich  Sex genießen kann und auch sehr sexuell sein kann. Es ist halt dieses „kann“ was für mich den Unterschied macht. Es ist nicht die Standarteinstellung.

Trotz meiner Asexualität lebe ich Sexualität. Mein Körper mag es berührt zu werden. Meine Vagina und Analloch mögen Penetration. Ich stöhne laut wenn es gut ist und kann auch unglaublich feucht und empfangsbereit sein. Ich hatte schon öfters schönen Sex in meinem Leben. Wenn ich jedoch die Wahl habe, dann würde ich meistens eher nein zu Sex sagen. Da wären wir bei dem Wort „Wahl“. Dafür stehe ich unglaublich auf non-consensual consent. Was ich damit meine ist, dass ich gerne für Sex benutzt werde oder dazu gezwungen werden will. Im vereinbartem Rahmen. Schmerz, Gewalt und der Zwang macht mich sehr an.

In Verbindung zu diesem Thema hat mich die Frage beschäftigt ob ich dann eher auf Frauen stehe. Ich meine schließlich finde ich Frauen meistens attraktiver als Männer. Die Aussage stimmt inzwischen eher nicht ganz. Ich finde androgyne und feminine Menschen sehr attraktiv. Es schließt dennoch nicht aus, dass ich maskuline Männer auch schön finden kann. Letztendlich ist mir das alles nicht wichtig. Diese Faktoren ändern nicht unbedingt die Tatsache, dass ich mir so gut wie nie vorstellen würde, wie es wäre mit der Person Sex zu haben.

Das ist so einer der Gründe warum ich nie versucht habe mit einem anderem Geschlecht zu verkehren. Wenn es sich ergeben würde, würde ich höchstwahrscheinlich nicht nein dazu sagen. Aber mein Trieb ist nicht hoch genug, dass ich etwas initiieren würde. So wie es sehr wenige Menschen in meinem Leben gab, wo ich selbst von mir aus Sex haben wollte. Viele Frauen machen es nicht, weil sie wollen, dass der Mann den ersten Schritt macht oder denken, dass sie als Slut abgestempelt werden, wenn sie Sex verlangen. Solche gesellschaftlichen Normen beeinflussen mich überhaupt nicht.

Vollständigkeitshalber möchte ich nur kurz erwähnen, dass ich masturbiere. Mal mehr, mal weniger. Ich mag Orgasmen sehr. Es verhält sich so ähnlich, dass ich mich mal gerne dafür entscheide, aber auch ohne auskommen würde.

Fazit: Penetration an sich ist mir nicht wichtig, eher das Szenario, bei der ganzen Sache. Das bedeutet, ich würde eher ja dazu sagen, wenn jemand mich fragt ob wir Sex unter einem Wasserfall haben wollen würde, als wenn es einfach nur Sex in der Wohnung ist. Außerdem mag ich es hart gefickt zu werden, aber nicht andere zu ficken. Deshalb hat es sich etabliert, dass ich mit meinen Bottoms kein Sex haben will. Außer ich lasse mich mit einem Strap-On vögeln ;).

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