totd #39 – Empfinde ich Scham?

Heute möchte ich über ein ziemlich persönliches Thema schreiben, nämlich Scham. Wie Scham meine allgemeine Sicht auf Sexualität beeinflusst und über kinky Scham, die mich anmacht. Sicherlich denkt ihr: Sie hat hundert Artikel über Kink und Sex geschrieben, kann man das, wenn man sich schämt? Es ist eigentlich das Gegenteil. Dadurch, dass ich darüber schreibe, lerne ich, dass ich mich nicht für meine Sexualität schämen muss. Wenn es anderen hilft, umso besser.

Ich bin immer noch verwundert, dass ich überhaupt eines Tages entschieden habe einen Sexblog zu starten. Denn ich war immer total verklemmt und planlos, wenn es ums Thema Sex geht. (Ich fühle mich immer noch so, wenn ich ehrlich bin.) Wahrscheinlich war das Schreiben eine Art Hilfe, um mich besser kennenzulernen und meine Gedanken zu sortieren. Teilweise dienten manche Artikel auch zu positiver Motivation. Sowas wie sei deine eigene beste Freundin.

Was sexuelle Aufklärung angeht, hatte ich früher so gut wie keine. Vielleicht hat man mal in der Schule gezeigt, wie man ein Kondom über eine Banane streift, aber das war schon das Highlight an Wissen, was ich vermittelt bekommen habe. Das einzige, was meine Mutter mir beigebracht hatte ist, dass wenn ich über Nacht irgendwo übernachte, ich dann schwanger nach Hause komme. Ich wusste nicht mal, dass Masturbieren was Normales sein sollte und meine Freundinnen waren ganz gut darin Slutshaming zu betreiben. Jedoch war irgendwo in mir der Gedanke, dass man Sex haben sollte, wenn man mit jemandem zusammen ist und die Person liebt.

Viele Jahre empfand ich sehr starke Scham was Nacktheit anging oder allgemein über den sexuellen Akt. Sex im Dunkeln war eher ein Muss als eine Option. Oben zu sein und jemanden zu reiten, war mein absoluter Albtraum. Mit meinen Exfreunden wurde nie über Bedürfnisse und Fantasien geredet. Ich wurde nie gefragt und kam auch nie auf die Idee welche haben zu sollen. Mein Sexleben war ein Kreis aus Pflicht und 0815-Automatismus. All die Jahre meines Sexlebens hatte ich keinen einzigen Orgasmus. Ich hörte davon und auch das Sex was Wunderbares sein soll, aber verstanden habe ich es nicht. Es war einfach nur ein Mittel um eine Beziehung aufrechtzuerhalten.

Was BDSM und Kink angeht, bin ich ziemlich offen über alles Mögliche zu verhandeln und über meine Vorlieben zu sprechen, aber beim Thema Sex, bin ich immer noch mega verunsichert. Ich empfinde es, als mega schwierig zu kommunizieren, was ich für eine Art Sex möchte. Also nicht unbedingt, weil ich es nicht weiß, sondern weil Scham das Problem ist. Nach außen überspiele ich es sehr gerne, aber innerlich sterbe ich, wenn ich mit der Frage Was magst du beim Sex? konfrontiert werde. Es gibt gewisse Dinge, auf die ich persönlich stehe und darüber habe ich auch ausführlich in diesen Artikeln (Guter Sex: Blümchensex?Guter Sex: Ficken.Guter Sex: BDSM & Sex) geschrieben.

Fun fact: Omg, ich habe mir gerade den Artikel Guter Sex: Ficken.durchgelesen und ich sage euch was. Es ist gerade vier Uhr morgens, wo ich diese Zeilen schreibe und ich bin allein zuhause. Trotz allem bin ich gerade vor Scham rot geworden und frage mich wie ich sowas verfassen konnte, hahaha. Wahrscheinlich werde ich auch in den nächsten Absätzen jede Menge davon empfinden. Aber ich glaube fest daran, dass Konfrontation die beste Therapie ist.

Über consensual-nonconsent (CNC) rede ich offen und empfinde keine Scham dabei. Ich möchte heute nicht tiefer auf dieses Thema eingehen, da ich zwei offene Artikel darüber habe, die ich hoffentlich bald mal zu Ende schreibe. Jedoch es mir wichtig den Kontext zu CNC zu erwähnen, weil ich euch gleich verrate, bei welchen Situationen ich Scham empfinde, wenn ich gezwungen bin, diese Sachen zu machen. Ich rede nicht wirklich explizit darüber, weil ich irgendwo nicht möchte, dass man meine Schwächen ausnutzt und ich lieber von der Scham wegrennen will, weil es an sich kein gutes Gefühl ist. Ich weiß auch nicht, was gerade den Masochismus in mir auslöst, dass ich diese Dinge offenbaren möchte.

Folgenden Dinge klingen richtig negativ, wie ich sie darstelle und irgendwo empfinde ich es auch als schlimm. Jedoch macht es mich irgendwo doch an, wenn ich Scham fühle. Es ist dieses, eigentlich fühlt es sich schrecklich an, wenn ich gefoltert werde, aber ich bin trotzdem total nass dabei.

  • Reden beim Sex empfinde ich als richtig schrecklich. Erstens, weil ich kein Plan von Sextalk habe und es total komisch und unnatürlich finde. Wobei ich aber unmenschliche Scham empfinde ist, wenn ich sagen muss, ob es mir gefällt, was man gerade mit mir macht. Also zB. werde ich gerade gefingert und stöhne total dabei. Dann sagt mein Gegenüber: Sag mir, dass es dich anmacht, wenn ich dich fingere. Bitte, tötet mich jemand.
  • Ich empfinde allgemein etwas Scham, wenn ich erregt bin. Die natürliche Reaktion ist, dass man sich dann verstecken möchte. Das ist der Grund, warum ich so gut wie immer meine Augen geschlossen habe. Es ist so eine Art Wenn ich nicht sehe, dass jemand sieht, dass ich geil bin, dann ist es nicht da. Das heißt im Umkehrschuss, wenn ich dazu aufgefordert bin Augenkontakt zu halten, vor allem wenn ich einen Orgasmus habe Scham pur.
  • Dieser Punkt ist eine Mischung aus den vorherigen beiden Punkten. Ich nenne es mal Das offensichtliche erläutern oder Meine Geilheit kommentieren.

Ich weiß, dass ich Scham empfinden würde, wenn man mich zwingt für etwas zu betteln. Jedoch ist es sehr, sehr schwer mich an den Punkt zu bringen. Der Grund ist, weil ich drauf stehe, wenn meine Wünsche nicht erfüllt werden. Es müsste eine Situation entstehen, wo es mir wichtiger ist etwas zu bekommen, als es nicht zu bekommen.

Bei den Punkten ist es oft der Aspekt, dass es ein direkter Befehl ist. Das bedeutet auch, dass es jemand sein muss vor dem ich Angst habe. (Oder ich jemanden als Dom akzeptiere; was seit Jahren nicht mehr passiert ist.) Wenn ich weiß, dass ich damit durchkomme es nicht zu tun, dann ist meine Brattiness immer stärker und ich würde mich niemals in die Situation begeben.

Da ich schon im Offenbarenmodus bin. Ja; es hat mich angemacht über meine Schamgefühle zu schreiben und ich werde im Anschluss masturbieren. Wahrscheinlich mit einem verstörenden Hentai.

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