Shibarilog #6 – 101 Tipps für anstrebende Rigger

Ihr habt Interesse an Shibari gefunden und möchtet in diese Welt eintauchen um ein paar Knoten zu lernen? Jedoch habt ihr aber gar keine Ahnung wo ihr anfangen sollt? Ich kann es total nachvollziehen, denn es gibt so viele Möglichkeiten, neues Vokabular und es kann schon erstmal sehr überwältigend sein. Am Anfang fühlte ich mich nämlich ziemlich verloren und hatte auch jede Menge Fragezeichen im Kopf. Als ich gefragt wurde ob ich Tipps geben kann, hat es mich inspiriert diesen Beitrag zu schreiben. Es wird keine Schritt für Schritt Anleitung sein, der ihr folgen müsst, sondern eher eine Hilfeleistung um herauszufinden, in welche Richtung ihr gehen wollt.

Dabei werde ich versuchen so wenig shibarispezifisches Vokabular wie möglich zu verwenden, damit ihr nicht erstmal Zeit damit verbringen müsst zu googeln, um herauszufinden, was ich eigentlich damit sagen möchte. Jedoch habe ich mir Zeit genommen nach ein paar Referenzen zu suchen, die euch eventuell weiter helfen können. Es gibt jedoch so viele, dass ich nicht alles zum jetzigen Punkt abdecken kann.

Warum möchte ich Shibari lernen?

Neben der Tatsache, dass ich denke, dass die eigene Inspiration den Weg bestimmt, finde ich, dass man sich immer diese Frage stellen sollte. Egal was man vorhat. Denn jeder hat andere Gründe, warum er Shibari lernen möchte. Ob es für schöne Fotos ist, das gewisse Extra im Bett oder es für seinen Partner tut, ist jedem selbst überlassen. Wenn man weiß wofür man es tut und man ein Ziel vor Augen hat, kann man seine Reise starten. Außerdem ist es völlig normal, wenn sich Ziele verändern. Es ist nur ein Teil der Weiterentwicklung.

Für mich persönlich hat sich herausgestellt, dass ich gar nicht so sehr auf die „perfekte Schönheit“ abfahre, sondern mich sehr zum Chaos hingezogen fühle. Ich werde mal demnächst mehr darüber schreiben, aber derweil könnt ihr lesen was meine Motivation und Ziele waren. 

Wie fange ich an?

Da die Frage ziemlich Komplex ist, werde ich diese in mehrere Punkte aufteilen.

Vorbereitung

  1. Commitment
    Jetzt wo ihr wisst was euer Ziel ist, ist der nächster Schritt sich zu entscheiden den Weg zu gehen. Ich weiß, das klingt jetzt ziemlich banal was ich da schreibe, aber wollen und tun sind trotzdem zwei verschiedene Dinge. Je nachdem was ihr erreichen möchtet, solltet ihr auch die tatsächliche Zeit investieren. Es geht nicht darum, dass ihr jede freie Minute eures Lebens damit verbringen sollt, aber eine gewisse Regelmäßigkeit ist hilfreich. Außerdem solltet ihr wissen, dass der Weg Üben und auch Frust beinhaltet.
  2. Anatomie & Risiken
    Meiner Meinung nach sollte man sich mit erstmal mit der Anatomie eines Körpers und den Risiken befassen, bevor man überhaupt ein Seil in die Hand nimmt. Ja, fesseln ist gefährlich! In den meisten Anfängerworkshops werden diese Themen besprochen, aber mir ist bewusst, dass die meisten erstmal in den eigenen vier Wänden anfangen wollen. Deshalb finde ich es sehr wichtig diesen Punkt extra zu erwähnen. Habe zwei Artikel für euch ausgesucht, die ich ganz gut finde: Basic Safety und Nerves & Circulation
    In diesem Ropebottoming Guide sind auch sehr viele Sicherheitsaspekte aufgelistet. Auch wenn ihr nur aktiv fesseln wollt, empfiehlt es sich trotzdem sehr diesen Guide zu lesen.
  3. Materialien
    Für den Anfang braucht ihr nur 2-3 Seile. Empfehlen würde ich Jute oder Hanfseile, 5-6mm Durchmesser; 8-10 Meter lang. Für alle die tiefer in die Materie einsteigen wollen, gibt es hier eine Vergleichstabelle und hier ein kleiner Guide. Es gibt immer vor und Nachteile, aber letztendlich ist es eine Frage der Präferenz. Jedoch rate ich ausdrücklich von Baumwollseilen ab. Ihr könnt Seile schon verarbeitet und fesselbereit kaufen, aber ihr könnt es auch selbst in die Hand nehmen. Manche tun es, weil es günstiger ist, manche weil sie gerne selbst bestimmen möchten wie und mit was sie verabeitet werden. Falls ihr euch für die DYI Methode entscheidet, könnt ihr euch gerne diesen Guide durchlesen. Ganz wichtig! Kauft euch eine medizinische Sicherheitsschere und/oder einen Cutter.
  4. Consent & Negotiation Checklist
    In der BDSM Szene ist es recht gängig, dass man vorher ein Gespräch darüber führt, wie man sich eine Session vorstellt; Dinge wie Bedürfnisse und Tabus abklärt. Ich sehe es aber sehr oft, dass man auf Fesseltreffs, vorallem wenn es sehr casual ist, die meisten diese Schritte nicht gehen. Oder gar nicht wissen, dass es wichtig ist. Da spreche ich nicht gezielt nur den aktiven Part an, sondern auch die Models. Es gibt tausende Texte darüber, wie es Menschen machen und hier ist ein Beispielsartikel wie es aussehen kann.Je nach Situation, bin ich da nicht so streng, aber auch bei sehr kleinen Dingen, stelle ich zumindest die Frage ob ich was beachten sollte oder ob ich die Person anfassen darf. Um es abzukürzen, gibt es drei Basicfragen, die ich immer stelle, wenn ich jemanden überhaupt nicht kenne.

    • Wurdest du schon mal gefesselt?
    • Wo möchtest du nicht angefasst werden?
    • Hast du irgendwelche körperlichen Konditionen über die ich bescheid wissen sollte?

Partnerwahl

Manche bevorzugen es, wenn der Fesselpartner auch der Lebenspartner ist, manche nicht. Darüber möchte ich heute nicht sprechen. Was sollte ein Model für Skills mitbringen?

Es ist ein ziemlich offensichtlicher Rat, aber ihr solltet euch jemanden suchen, mit dem ich euch sehr gut versteht. Schließlich spielt Vertrauen eine große Rolle und idealerweise werdet ihr auch viel Zeit mit der Person verbringen. Der Grund warum ich es erwähne ist, weil ich selber auf die Schnauze geflogen bin mit meinen ersten Models. Ich bin nicht der Meinung, dass das Model die beweglichste und masochistischte Person sein muss. Was ich viel wichtiger finde, ist die Fähigkeit konstruktives Feedback zu geben, sich in Geduld üben und die Bereitschaft dem Lernprozess aktiv beizutragen. Ohne diese, könnt ihr auch einfach eine Puppe zum üben nehmen.

Die Erfolgschance steigt je mehr gemeinsame Ziele und Vorstellungen ihr miteinander teilt. Auch Models können Ziele haben und über sich und eigene Wünsche bewusst zu werden. Der Lernprozess sollte ein miteinander sein und nicht nur selbst-orientierte Aspirationen beinhalten.

Lernprozess

  • Bücher und Videos
    Da ich selbst nie ein Fan von allein vor einem Buch oder einem Video war, habe ich sehr schnell versucht Alternativen zu finden. Anfängern würde ich überhaupt nicht dazu raten diese Medien zu fokussieren. Es ersetzt keinesfalls einen „echten“ Kurs von einem Lehrer. Außerdem ist keiner da, der euch auf eure Fehler hinweisen kann und dadurch geht ihr die Gefahr ein etwas falsches zu lernen. Wie wir alles wissen, ist es nicht so einfach gelernte Gewohnheiten wieder loszuwerden.
  • Bezahlte Workshops
    Ich besuchte schon diverse Workshops und es wäre auch meine Nr. 1 Empfehlung als Lernmedium. In einer Workshopstunde lernt man vielfaches mehr vergleichsweise zum stundenlangem lesen oder Videos schauen. Es gibt Gruppenmöglichkeiten, die den Geldbeutel schonen oder wer mehr Privatsphäre benötigt, kann sich auch Privatstunden buchen.
    Wo finde ich diese? Zum Thema Community werde ich gleich noch detaillierter eingehen, aber die Antwort wäre erstmal google. Ob die Referenzen vertrauenswürdig sind und ob sich diese lohnen, kann ich euch nicht direkt beantworten. Ich würde die Veranstalter kontaktieren und schauen, ob sie auf meine Fragen und Bedürnisse eingehen. Manche bieten offene Treffen an, wo man die Möglichkeit hat für wenig Geld vorbeizuschauen und die Lokalität und die Lehrer kennen zu lernen.
  • Mentoren
    Vielleicht gibt es bei euch in der Gegend keine Möglichkeit einen Workshop zu besuchen oder ihr könnt es euch finanziell nicht leisten; was dann? Jemanden suchen, der gut darin ist und bereit ist euch was beizubringen. Wie ihr Gleichgesinnte finden könnt, erfahrt ihr im nächsten Abschnitt. Hier möchte ich eher darüber reden worauf ihr bei einem Mentor achten solltet. Gilt auch für bezahlte Workshops.
    Viele Menschen tendieren Erfahrung = Zeit zu setzen. Ich streite nicht ab, dass jemand, der etwas schon länger macht, viel Erfahrung haben kann. Jedoch kann Zeit auch wenig bedeuten. Einer meiner Partner fesselt schon seit ungefähr 5 Jahren und ich seit fast zwei, aber ich habe ihn schon meilenweit überholt. Also fragt lieber danach, was und bei wem sie alles gelernt haben oder/und wie oft sie sich mit dem Fesseln beschäftigen.
    Es passiert oftmals, dass Leute, die nicht genug Erfahrung haben, jemandem irgendwas auf einem Event beibringen wollen. Ich schätze es sehr, dass Menschen es anbieten, jedoch kann es natürlich sein, dass sie etwas falsches/unvollständiges erzählen. Da sollte man selbst schauen, ob man das Risiko eingehen möchte.

Community

Wo finde ich jetzt eigentlich Menschen, die auch Shibari praktizieren?

Wenn ihr in NRW lebt, könnt ihr dieser Fesselpartnersuche-Gruppe auf Telegram beitreten. Kinbaku Project versucht alle Events, Mentoren und Dojo’s in Europa an einem Ort aufzulisten. Ansonsten gibt es Fetlife, Joyclub oder die Sklavenzentrale, wo man Events und Leute finden kann, die sich für Shibari interessieren. Falls es bei euch Fesseltreffs geben sollte, ist das „der“ Ort wo man sich mit anderen im „echten“ Leben connecten kann.

Ich hoffe, dass ich euch ein bisschen helfen konnte mit der Anfangsorientierung. Es gibt Themen, auf die ich spezifischer hätte eingehen können, aber ich denke für den Anfang reichen diese Informationen. Falls ihr Fragen oder Anregungen habt, würde ich mich über ein Kommentar oder Nachricht freuen.

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Ein Gedanke zu “Shibarilog #6 – 101 Tipps für anstrebende Rigger

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