Wenn man irgendwas tut was seiner Meinung nach nicht den gesellschaftlichen „Normen“ entspricht, fängt der Kopf an viel zu viele Fragen zu stellen. Soll ich es tun? Kann ich es schaffen? Ist es sinnvoll es zu tun? Wie finden es andere? Wenn ich es tue, soll ich es anderen überhaupt erzählen? Welche Konsequenzen wird es mit sich bringen? Verliere ich dann mein Platz in der Gesellschaft? Werden mich Menschen verlassen und mich anders sehen? Meine Antwort darauf ist generell ja. Im schlimmsten und im besten Fall kann es ein ja sein. Das Ding ist, wir können es vorher nicht wissen. Das Leben passiert so oder so.
Deshalb habe ich mich entschlossen mir meine eigene Welt zu bauen in der ich genau Ich sein kann. Wie ich es tat und welche Herausforderungen mir auf dem Weg begegnet sind, werde ich in meinem Buch an dem ich gerade schreibe mit der Welt teilen. (Ich weiß, Schleichwerbung :P.)
Die Frage sollte eher lauten: „Warum sollte ich es eigentlich nicht tun?“
Meine größte Angst war es immer, dass mich Menschen verlassen könnten. Als Borderliner war es genau das, was ich mit jeder Faser meines Daseins vermeiden wollte. Bis mir klar wurde, dass menschliche Beziehungen enden, egal ob man eigentlich was falsch gemacht hat oder nicht. Manchmal entwickelt man sich auseinander, manchmal geht man im Leben in eine andere Richtung. Diesen Fakt zu akzeptieren, war ein wichtiger Teil in meiner Selbstverwirklichung. „Was ist, wenn ich nur ich selbst bin und trotzdem geliebt werden kann?“ Denn Reisende sollte man nicht aufhalten. Die, die bleiben wollen, werden es auch weiterhin tun.
Ich will hier keine großen Reden darüber schwingen wie einfach das ist. Weil ich selbst weiß, dass es überhaupt nicht der Realität entspricht. Außerdem will ich auch niemandem einreden, dass er sich outen soll. Ich möchte nur gerne zum nachdenken anregen. Ob es besser ist offen über seine Neigungen zu reden oder nicht, das kann ich nicht für euch entscheiden. Für meinen Teil habe ich jede Menge Dinge geoutet, die ich lieber für mich behalten wollte. Es war stressig und unangehm, aber am Ende war es nie so schlimm wie das, was ich mir in meinem Kopf ausgemalt habe. Ich bin sehr gut darin Sachen bis zu dem Punkt zu überdenken, wo ich dann völlig überfordert bin und eher nein sagen will.
Natürlich kann ich es verstehen, wenn man es eher bevorzugt ein Doppelleben zu führen. Für den einen oder anderen ist es einfacher nicht zu seinen Bedürfnissen und Gefühlen zu stehen. Meiner Meinung nach ist leugnen und lügen auf Dauer nie wirklich empfehlenswert. Erstens lebt man in ständiger Angst aufzufliegen und zweitens kann es immer passieren, dass man irgendwie doch erwischt wird. Meistens sind die Konsequenzen dann viel schlimmer, als wenn man vorher die Wahrheit gesagt hätte. Ich habe viele Menschen gesehen, die ihre Partner betrügen. Es läuft meistens gut, bis man sich in jemanden neues verliebt.
Die häufigste Aussage die ich höre ist: „XY wird es nicht verstehen können.„
Was ich darüber denke? Es ist fehlendes Vertrauen an sich selbst und an andere Menschen. Diese Aussage bedeutet nur, dass man denkt, der andere is zu dumm oder verschlossen um es jemals verstehen zu können. Natürlich versteht es die andere Person nicht, denn sie hatte niemals die Chance dazu es überhaupt zu versuchen. Ich war immer ziemlich gekränkt, wenn man es von mir gedacht hat. Denn ich bin keine Person, die jemandem das Gefühl geben möchte, dass man nicht mit mir über alles reden kann. Denkt ihr wirklich, dass eine Person, die euch wahrhaftig liebt es nicht versuchen würde? Manchmal braucht alles Zeit, manchmal will der andere es tatsächlich nicht verstehen, aber man hat immer schon verloren, wenn man es nicht erst versucht.
Nein und ich meine nicht, dass ihr zu jedem hingehen sollt und irgendwelche Sachen über euch erzählen sollt, die keinen interessieren. Aber vielleicht könnt ihr dem einem oder anderem die Chance geben, euer „wahres“ Ich kennenzulernen. Denn authentische Menschen finde ich persönlich ziemlich attraktiv :).