totd #35 – „Fast-Sex“ aka Vorspiel

Warum inkludiere ich das Wort „Fast-Sex“ (*fast als deutsches Wort und nicht das englische „fast“ für schnell) obwohl es eigentlich das Selbe ist wie ein Vorspiel? Meiner Meinung nach dient Vorspiel als der Akt vor dem Sex. Was ist, wenn ich danach gar keinen Sex will? Ist es dann trotzdem richtig das als Vorspiel zu bezeichnen? Ich finde nicht, da ich oft gar keine Intention habe danach penetrativen Sex zu haben. Damals war es weil ich nicht als billig abgestempelt werden wollte, jetzt eher, weil ich irgendwo auf dem Asexualität-Spektrum residiere und oft einfach gar keinen Sex haben möchte und/oder brauche.

Das stellt sich die Frage „Ab wann ist es denn Sex?“. Da differenzieren sich die Meinungen und ich müsste wahrscheinlich einen eigenen Eintrag dazu schreiben, aber für heute definiere ich Sex als „Penis penetriert Vagina“ um es mir ein bisschen einfacher zu machen. 

Ab wann fängt denn Fast-Sex oder Vorspiel an? Um die Frage zu beantworten, erzähle ich euch ein paar Geschichten aus meiner Vergangenheit.

In meiner Jugendzeit habe ich jede alkoholische Gelegenheit dazu genutzt um mit irgendjemandem im Club rumzuknutschen. Oft waren es auch Freundinnen von mir, die ich dann verführt habe oder einfach beim tanzen geküsst habe. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr ich damals drunken-kisses geliebt habe. Es war für mich so eine Art Trophäe, die ich nach einer Nacht feiern mitgenommen habe. Ich küsste sehr viele tolle weiche weibliche Lippen und träumte vor mich hin, noch mehr ergattern zu können. „Wahrheit oder Pflicht“ waren die perfekten Gelegenheiten dafür. Ein Klassenkamerad hatte seinen ersten Kuss mit mir und ich hatte dadurch meinen ersten Dreier-Kuss.

Kennt ihr dieses typische Club-Szenario? Wo Mann und Frau miteinander tanzen? Was ich meine mit miteinander, ist das die Frau beim tanzen den Hintern an dem Penis von dem Mann reibt. Optimalerweise entwickelt es sich in eine Knutscherei und Fummelei, was wir gerne „rummachen“ genannt haben. „Woah, ich habe gestern mit einem Typen rumgemacht.“, war öfters ein Gesprächsthema bei mir und meinen Freundinnen. Wir haben uns voller Euphorie gerne solche Geschichten erzählt und das miteinander zelebriert. Sex dafür fanden wir dreckig und als eine Bedrohung für unsere „Unschuld“.

Ich erinnere mich an diesen einen Brillenträger-Typen mit dem auf einer Asia-Party in Leipzig in so einer abgelegenen Garderobe rumgemacht habe. Auch wenn ich ihn nie wieder im Leben wieder erkennen würde, war es mega heiß. Bis er mir seinen Penis reinstecken wollte. Sogar ohne Kondom. (So viele Menschen sollen mehr über Safer Sex nachdenken und das auch praktizieren.) Plötzlich ist meine Lust in den Keller gesunken und da unten hat sich eine Wüste gebildet, die keinesfalls ein Penis rein lassen wollte. Er schien frustriert darüber gewesen zu sein, also war es dann das Ende unseres kleinen Abenteuers. Es war trotzdem lange eine Erinnerung, die ich gefeiert habe.

Als wir älter wurden, war es immer noch okay nackt mit einem Typen rumzumachen solange kein Sex involviert war. Wir empfanden Sex als etwas, was man aus Liebe gemacht hat. Fast-Sex war der perfekte Weg um unsere Sexualität auszuleben ohne als Schlampe von Freunden und der Community abgestempelt zu werden. Eines Tages habe ich mich doch dazu entschlossen Hook-Ups auszuprobieren. Darüber werde ich irgendwann ausführlicher schreiben. Inzwischen bin ich stolz darauf manchmal den Slut-Label zu nutzen.

Trotz meiner Entdeckung, dass es auch guten Sex geben kann, ist meine Liebe zu Fast-Sex nicht schwächer geworden. (Mehr: Guter Sex: Blümchensex?, Guter Sex: Ficken.Guter Sex: BDSM & Sex) Höchstwahrscheinlich weil ich von Natur aus ein Sadist bin. „SS“ hat mich liebevoll „Teasing Queen“ getauft. Ich mag es Menschen Dinge zu enthalten, die sie am meisten wollen. Es macht mich richtig glücklich, wenn Menschen leiden (mit Consent!!!). Ich mag es, wenn Menschen mich anbetteln und anflehen damit ich ihnen die Erlaubnis gebe etwas zu tun oder nicht zu tun. Ups, aber da schweife ich schon vom eigentlichem Thema ab.

Auf der anderen Seite mag ich es, wenn ich so geil gemacht werde, dass ich das Verlangen entwickele Sex haben zu wollen. Jedoch weiß ich jetzt, dass dieses Verlangen meistens das einzige ist, was es für mich spannend macht und nicht der Sex an sich. Meistens verliert es für mich sogar den Charm, wenn ich dann die Penetration tatsächlich kommt. So wie ich bin, versuche ich es immer wieder mit dem Sex. Um dann doch zu merken, dass es nicht das ist, was ich brauche. Zum Glück habe ich Kink in meinem Leben, dass meine Gedanken und Verlangen befreit.

Ich kann mir vorstellen, dass es ein ähnliches Phänomen ist, wie wenn man keusch gehalten wird. Denn man möchte anscheinend Dinge immer mehr, wenn man sie nicht haben kann. Ich bin mir sicher, dass es viele gibt, für die es trotzdem toll ist am Ende doch das zu bekommen, was sie möchten, aber für mich gilt es eher seltener wenn das Ziel Sex sein sollte. Fast-Sex bleibt bei mir der heilige Gral in einer Welt wo Sex als die schönste Nebensache der Welt dargestellt wird. Warum finde ich Fast-Sex so gut?

Quickies finde ich ab und zu ganz heiß, aber letztendlich bin ich der Meinung, dass zum guten Sex ein gutes Vorspiel gehört. Jeder hat da andere Ansprüche was Länge und Praktiken angeht. In meinem Universum wäre es für mich der Traum, wenn das Vorspiel nie wieder aufhören würde. Ich liebe es nicht nur bei mir, sondern bei meinem Gegenüber das Verlangen zu spüren. Da verlangen sich miteinander vereinen zu wollen. Die Leidenschaft. Die Intimität zueinander und das unendliche anfassen und sich küssen, bis sich das Gehirn ausschaltet und man einfach in Ekstase verfällt.

Dazu erzähle ich euch im nächsten Artikel von meinem Favoriten aus dem letzten Jahr, als ich das erste Mal im KitKat war 🙂

Kurzfassung: Knutschen, fummeln, blasen, fingern und sich verführen ist meine Traumvorstellung von Sex. Ich hasse Penetration wirklich nicht, auch wenn ich jetzt fast 1000 Wörter dem Fast-Sex gewidmet habe und denke, dass es ohne oftmals besser ist.

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Ein Gedanke zu “totd #35 – „Fast-Sex“ aka Vorspiel

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